best friends till the end
Aufgeregt hatte sie den ganzen Tag damit zugebracht, alles vorzubereiten. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Filmabend veranstalteten, sie taten es sogar jede Woche am selben Tag, aber heute war anders... letzte Woche erst hatte sie festgestellt, dass es für sie selbst nicht mehr nur Freundschaft war. Es war so viel mehr, so so viel und Katie konnte sich nicht erklären, weshalb so einfach von jetzt auf gleich. Es war nur so, ihre gefakte Beziehung in Faking It, die Küsse, die sie austauschten, die Nähe die sie in der Serie hatten. Diese freundschaftliche Nähe, hatte sich auch auf ihr Privatleben übertragen, denn mittlerweile war Mari, wie sie Rita liebevoll nannte, ihre allerbeste Freundin geworden. Es war nicht mehr so, wie diese ganzen High-School Freundschaften, die sich hauptsächlich ums lästern und Partys drehten, nein es war eine wirkliche Seelenverwandtschaft und es war von Anfang an so gewesen, als wenn sie sich gesucht und endlich gefunden hätten und Kathrine wollte Rita niemals wieder in ihrem Leben missen. Als beste Freundin ... und gerne auch mehr, aber dies würde sie mit ins Grab nehmen. Sie lachte leise und stellte sich sie beide als alte Frauen vor, die gemeinsam im Altersheim saßen und Karten spielten. Dazu sprachen sie über ihr gemeinsames Leben, als beste Freundinnen und ihre jeweiligen Enkel tobten um sie herum. Selbstverständlich waren auch ihre Männer beste Freunde gewesen und auch zwischen ihren Kindern hatten sich Freundschaften aufgebaut. Das waren schöne Gedanken, auch wenn man die Männer gerne wegdenken kann. Sie war nie an Frauen interessiert gewesen, es waren immer die Männer, die sie anzogen und mit denen sie Beziehungen führte, aber dann kam Rita, die Rita, mit der sie eine lesbische Beziehung in einer Serie spielte und auch wenn sie dies bereits seit einer Weile spielten, so hatte es doch eine Weile gedauert, bis sie sich ihrer Gefühle klar wurde, doch diese waren heute am vollkommen falschen Platz. Diese waren allgemein immer am falschen Platz und Katie würde sie bis in die letzte Ecke ihres Herzes zurückschließen.
Heute waren sie zu einem Mädelsabend verabredet und sie hatte bereits diverse Schüsseln mit Chips, Popcorn und Gummitieren bereitgestellt. Dazu verschiedene Tafeln Schokolade und Cola. Ihre Filmeabende waren immer zum sündigen da und das taten sie. Und wie. Meistens bestellten sie sich noch Pizza mit doppelt Käse. Und heute war so ein Abend. Mari hatte die Filme besorgen wollen und sie hatte sich um den Rest gekümmert. Sie hatte sich gerade noch einmal die Haare zusammen gebunden, da hörte sie bereits den Schlüssel im Schloss. War es verrückt, dass ihre beste Freundin den Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte? Wahrscheinlich, aber Rita war so viel mehr für sie, ihre beste Freundin, ihre Schwester von einer anderen Mutter, ihr Soulmate. Und ja, seit neustem auch ihre große Liebe, was die Blondine aber niemals erfahren würde. Und als diese dann in der Tür stand, quietschte Katie auf und fiel ihr um den Hals. "Und? Hast du ein paar schöne Filme bekommen? Welches Genre ist heute dran?" Sie wechselten die Genres durch, letzte Woche hatten sie den ganzen Abend Horrorfilme geschaut und sich gegenseitig die Arme zerkratzt, weil sie sich immer so aneinander geklammert hatten. Und danach waren sie die ganze Nacht wach geblieben, weil sie nicht hatten schlafen können. Die beiden hatten über unwichtiges, wichtiges Freundinnen Zeugs gelabert und hatten die Nacht zum Tag gemacht. Sie hoffte heute auf Komödien ... hoffentlich kein Kitsch Kram, das würde ihr in ihrer derzeitigen Gefühlslage nicht gut tun.
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Das hier war einfach nur ein Filmabend. Es war auch nicht so, dass sie so etwas selten machten. Immerhin waren sie beste Freundinnen und beide nicht unbedingt Partygänger. Da kam es ihnen ganz recht, wenn sie mal gemeinsam auf der Couch sitzen und abschalten konnten. Das ging zu zweit eben deutlich besser, als wenn noch 20 andere Personen um sie herum saßen. Wobei sie auch mit dem Faking It Cast oftmals einfach nur die Abende auf der Couch durchgelacht hatte. Natürlich hatten sie beide noch andere Freunde, doch irgendwie konnten diese nicht mit ihrer Freundschaft konkurrieren. Dass zwischen Kit Kat und ihr war eben einzigartig. Sicher sagten das alle, aber sie würden gegen jeden in die Schlacht ziehen, der behauptete ihre Freundschaft sei nichts besonderes. Das würde also wieder ein gemütlicher Abend mit ihrer Seelenverwandten werden. Wäre da nicht die Tatsache, dass sie sich ordentlich in ihre Seelenverwandte verliebt hatte.
Zum ersten Mal ist es ihr vor ein paar Wochen aufgefallen, als sie zusammen auf der Couch saßen und sich plötzlich intensiv in die Augen geschaut hatten. Da hatte Rita es noch als seltsames Gefühl abgetan und es darauf geschoben, dass sie beide etwas getrunken hatten. Denn zu einem Abend mit Frauenfilmen gehörte ein bisschen Sekt. Von daher hatte sie sich nichts weiter dazu gedacht heute Morgen ist sie mit diesem warmen, leicht flauen Gefühl in der Magengegend aufgewacht. Dieses Gefühl kannte sie bis dato nur bei Männern, doch es war unmissverständlich. Und ein Problem. Ein richtiges Problem! Denn sie war hetero und Katie war hetero und das führte zu nichts au0er Kummer. Also würde sie nichts an ihrem Verhalten ihrer besten Freundin gegenüber ändern und warten, dass dieses Gefühl wieder verschwand. Irgendwann würde das alles wieder zur Normalität zurückkehren.
Doch erstmal stand sie vor ihrem Schrank und fand sich selber albern. Wozu sollte sie sich auf einmal für einen Filmabend mit Katie aufstylen. Natürlich saßen sie nicht ungeduscht in löchrigen T-Shirts nebeneinander, aber meist hatten sie beide einfach bequeme Klamotten an und Kuschelsocken. Denn wenn man ein paar Stunden Filme schaute, dann waren enge Jeans nur störend. Keine Frau konnte ihr erzählen, dass sie es toll fand in einer hautengen Jeans stundenlang irgendwo rumzusitzen. Das war eine Lüge!
Nun aber zurück zu ihrem Kleiderschrank. Sie zog sich schlussendlich wieder etwas Bequemes an, wobei die Hose diesmal eher als Leggings durchging als ihre sonstigen Pyjama. Man darf doch ruhig etwas Haut „zeigen“ oder?
Wie ein Blitz fuhr sie dann zu Katie. Jetzt war sie vor lauter Grübelei spät dran! Sowas passierte ihr sonst nicht. Die Filme hatte sie zum Glück vorher schon ausgesucht und hoffte, dass Kit Kat ihre Auswahl genauso gut finden würde wie sie. Sie parkte ihren Wagen und hüpfte fast schon die Treppenstufen bis zur Apartmenttür hoch. War es komisch, dass sie einen Schlüssel hatte? Katie hatte auch einen für ihre Wohnung darin sah sie nichts schlimmes. Wenn dann mal etwas passierte, konnte die jeweils andere schnell rein. Au0ßerdem vertraue sie Katie mehr als sonst einem Menschen. Diese kam nun auch sofort auf sie zu und nur zu gerne erwiderte sie die Umarmung.
„Hey Kit Kat. Ich dachte mir, wir werden ein bisschen nostalgisch und Disney geht immer.“, grinste sie nur und zeigte auf ihren Beutel mit lauter Disney Klassikern. Sie hatte Die Schöne & das Biest, Cinderella, Arielle, Der König der Löwen und andere tolle Filme dabei.
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Als Rita endlich vor ihr stand, war sie ihren Gefühle wieder voll bewusst. Es war nicht dieses beste Freundinnen Ding zwischen ihnen. Nicht mehr. Nicht von ihrer Seite aus. Bei ihrer Umarmung zur Begrüßung, die sie deutlich mehr genoss, als üblich und von der sie sich selber eisern losreißen musste, wurde es ihr erst wieder bewusst. Sie wollte Rita nicht nur als beste Freundin. Sie wollte die Person sein, bei der sich die Blondine Gedanken darüber machte, ob sie sie einmal heiraten würde. Doch es würden Träume bleiben. Wie oft war sie in den letzten Tagen aufgewacht und wusste genau, sie hatte von Rita geträumt. "Mari, ich LIEBE dich!" rief sie aus, als diese ihr offenbarte, dass sie Disney Klassiker mitgebracht hatte. "Starten wir mit Arielle? Den habe ich sooooo lange nicht mehr geschaut!" Die kleine Meerjungfrau war immer ihr liebster Disneyfilm gewesen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie damit starten wollte. Ob Disney mit seinen glücklichen, liebenden Paaren das Richtige für ihre Gefühle waren? Wahrscheinlich eher weniger, aber es war Disney. Und sie liebte Disney. Konnte die meistens Filme sogar mitsprechen.
Verträumt blickte sie auf Rita. Sie sah heute anders, besser als an ihren sonstigen Filmeabenden aus. So, als hätte sie sich heute etwas mehr als sonst in Schale geschmissen. Abwesend murmelte Katie was von "Snacks und Getränke sind schon vorbereitet. Pizza jetzt oder nachher bestellen?" Noch immer konnte sie den Blick nicht von ihrer besten Freundin nehmen. Verdammt! Katherine Mari Stevens! Reiß dich verdammt noch mal zusammen! schoss ihr durch den Kopf und ruckartig riss sie die Augen von Rita los. Sie räusperte sich. "Ehm, Wohnzimmer?" sie versuchte sich an einem Grinsen und fuhr sich durch die Haare. Sie hatte sie heute mal offen gelassen, sogar leichte Wellen mit dem Glätteisen reingemacht. Gott, sie war der Frau ihr gegenüber vollkommen verfallen. Gespielt überdreht nahm sie ihrer besten Freundin die Filme aus der Hand, griff nach ihrer Hand und zog sie bereits Richtung Wohnzimmer. Der Blitz, der durch ihre schlichte Berührung, durch ihren Körper schoss, versuchte sie zu ignorieren. "Also, Arielle oder magst du was anderes zuerst sehen?"
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Bildete sie es sich ein oder war die Umarmung heute inniger als sonst? Nicht, dass sie etwas dagegen hätte. Ganz im Gegenteil sogar. Es war schön, Katie im Arm zu halten und am liebsten hätte sie nicht mehr losgelassen. Allerdings wäre das dann mehr als auffällig gewesen. Dabei wollte sie es heraus schreien und hoffen, dass sie sich dann in die Arme fallen würden. Es würde einer ihrer Tagträume bleiben, bei denen sie sich nicht erwischen lassen sollte. Den leicht verklärten Gesichtsausdruck wollte sie nicht erklären müssen. Also gar nicht erst abdriften mit ihren Gedanken. Was nicht leicht war, als Katie ausrief, dass sie sie liebte. Ihr erster Reflex war das zu erwidern, doch Katie hatte es nicht so gemeint und sie wollte sich nicht vor ihrer Freundin lächerlich machen. „Schön, dass dich das so glücklich macht.“, lächelte sie stattdessen und wüsste ganz andere Wege, wie sie Katie glücklich machen könnte. Doch die behielt sie lieber für sich. Es reichte ihr schon, dass Katie mit dieser Filmwahl besser zurechtkam. Ehrlich gesagt hatte sie in der letzten Woche nur auf Horrorfilme bestanden, weil sie es amüsierte, dass Katie dabei immer halb unter der Decke verschwand. Doch genau das war so furchtbar süß gewesen. „Natürlich können wir damit anfangen. Ist ein klasse Film.“, pflichtete sie also bei und hatte sich schon längst ihre Schuhe ausgezogen.
Während sie Katie ansah, drifteten ihre Gedanken wieder ab. Ihre Freundin sah heute ganz besonders hübsch aus. Sie mochte es, wenn sie ihre Haare offen trug und fast hätte sie ihre Frisur angefasst, konnte sich aber noch bremsen. Das hätte sie sonst wirklich nicht erklären können. „Ich glaube jetzt bestellen wäre ganz schön. Dann müssen wir nicht total ausgehungert warten später. Oder so.“, antwortete sie und wusste nicht, ob das was sie sagte wirklich Sinn ergab. Es kamen zwar Worte aus ihrem Mund, aber irgendwie konnte sie denen gerade selber nicht folgen. Hatte sie irgendwas mit ihren Haaren angestellt? „Ja, Wohnzimmer klingt gut.“, murmelte sie und folgte Katie einfach, nicht ohne sie dabei eingehend zu betrachten. Denn ihre Freundin hatte hinten keine Augen.
Im Wohnzimmer angekommen ließ sie sich auf die Couch fallen und sah dann wieder zu Katie. „Nein, Arielle ist super. Fangen wir damit an.“, sagte sie sofort und lächelte dann etwas unsicher. Wieso war sie denn so nervös?